spuren

Canfranc

Scrollen

Mit den Worten „Es gibt keine Pyrenäen“ eröffnete der spanische König Alfons XIII. offiziell die Eisenbahnverbindung zwischen Paris und Madrid über die Zentralpyrenäen – eine Strecke, deren Planung und Bau insgesamt 70 Jahre in Anspruch nahmen.

Canfranc Bahnhof

Das bedeutendste Relikt dieses einstigen Meisterwerks ist der Grenzbahnhof Canfranc, der einst die Reisenden aus Frankreich nach der Durchquerung des 7.875 Meter langen Somport-Tunnels empfing. Das Bahnhofsgebäude, eine beeindruckende Mischung aus Klassizismus und Jugendstil, erstreckt sich 600 Meter hinter dem Südportal. Früher wurde es den Touristen mit dem Slogan „Größer als die Titanic!“ angepriesen.

Die spanische Regierung weigerte sich, die eigene Spurweite an den europäischen Standard anzupassen, wodurch Reisende und Güter in Canfranc umsteigen mussten – ein kostspieliges Unterfangen. Bald darauf wurde die Strecke unrentabel, und nach nur acht Jahren wurde der Somport-Tunnel während des Spanischen Bürgerkriegs geschlossen.

Canfranc wurde zwar wiedereröffnet, doch sein zweiter Abschnitt war kurz und von Turbulenzen geprägt. Die Eisenbahn diente nun dem Transport von Wolframerz, das für die Waffenproduktion im Deutschen Reich von Bedeutung war. Im Gegenzug wurden bis zu 90 Tonnen Gold nach Spanien verschifft. Der Tunnel entwickelte sich später zu einem Fluchtweg – zunächst für von den Nazis verfolgte Juden, darunter Marc Chagall und Max Ernst, und später auch für die Nazis selbst, die aus Europa nach Südamerika flohen.

1970 entgleiste ein vollbesetzter Zug auf der französischen Seite der Strecke, wodurch eine Brücke einstürzte und Canfranc für eine Zeit lang zu einem unzugänglichen Geisterbahnhof wurde.Die Restaurierung des Bahnhofs Canfranc ist seit 2006 im Gange, und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs ist für 2025 vorgesehen.