TATORTE

Meist versteckt am Waldrand oder auf Lichtungen, in Ensembles mit Bäumen, Sträuchern und Strommasten und auf sechs Grundformen beschränkt, ist die architektonische Vielfalt dieser anonymen Holzskulpturen in der Natur faszinierend anzusehen.

Diese Hochsitze dienen Jägern als erhöhte Beobachtungsposten, die strategisch so platziert sind, dass sie gegen den Wind stehen und dadurch von Wildtieren unbemerkt bleiben.

Helmut Giersiefen's Objektiv verwandelt diese funktionalen Strukturen in rätselhafte Tatorte, festgehalten in atmosphärischem, analogem Schwarz-Weiß.

Für diese Serie wählte der Künstler den Washi-Film, einen besonderen Schwarz-Weiß-Film, der für seine einzigartigen Eigenschaften bekannt ist. Hergestellt in einer kleinen Manufaktur in Saint-Nazaire, Frankreich, wird der Film in aufwendiger Handarbeit auf Moriki-Papier aufgetragen und spiegelt das Wesen seines japanischen Namensgebers wider, der „handgeschöpftes, durchscheinendes Papier“ bedeutet. Dieser orthochromatische Film mit geringer Lichtempfindlichkeit und hoher Degradation stellt hohe Anforderungen an die präzise Einschätzung von Lichtverhältnissen und Kontrasten.

In der Serie Tatorte verwendet der Künstler den Washi-Film, um seinen Bildern eine unheimliche, fast forensische Atmosphäre zu verleihen, die an Tatortermittlungen erinnert.

Diese analogen Baryt-Drucke zeichnen sich durch einen beeindruckenden Reichtum an Tonwerten und kraftvolle grafische Effekte aus.

Giersiefen verbindet typologische Motive gekonnt mit den Grundprinzipien der Fotografie und demonstriert dabei seine meisterhafte Fähigkeit, mit unterschiedlichen Filmmaterialien und Verarbeitungstechniken zu experimentieren.